Senryu ✓ Gedichte, Erklärung und Aufbau

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neue Senryu
von Yvonne Zoll
von Monika Laakes
von Ingeborg Henrichs
die schönsten Senryu
von Ingeborg Henrichs
von Ingeborg Henrichs
von Ingeborg Henrichs
Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Vorbeigelaufen
an Schaufenstern des Lebens
zum Glück…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Neues im Frühling
Auf Abstand Gemeinschaft sein
Kunst…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Dezember Sehnen
Schatten, hoffnungsmild betupft
vom…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Schneerosen blühen
weiter, jenseits von Grenzen

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Auch Höhenflüge
enden mit und ohne Wind.
Wichtig: die…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Schneeflocken tanzen
Die Band spielt Sommerschlager

Senryu
von Yvonne Zoll
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Auserlesener
Aufgehender Augenblick
Atemdurchlässig…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Lebensfadenspiel
Natürliche Ent-Wicklung
Der weisen…

Senryu
von Monika Laakes
Bibliothek

Grenzenlos Freiheit...
Kopfgeburten entspringen
im…

Senryu
von Yvonne Zoll
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In den Momenten
Losgelassen lag geteilt
Anderes Leben…

Senryu
von Yvonne Zoll
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Wägendes Irren
aus der Launenhaftigkeit
Im Natürlichen…

Senryu
von Marie Mehrfeld
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Die Reise nach innen,
Nebel umwobene Tage
und Nächte…

Senryu
von Annelie Kelch
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Sonntag -
die Rose
im bunten Strauß der Woche

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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verstehend hören
in der Welt ist viel Gutes
es schreit…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Dieser November
Noch nebelbegrenzt manch Weg
Hinaus…

Senryu
von Yvonne Zoll
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gefrorener glanz
im aushärtenden abend
asphalt zum…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Verlassener Ort
Leere Hüllen. Schattenlos
Immer sein…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Linientreue
Im Fadenspiel die Puppe
Zugzwang zur Mitte…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Zwischen den Jahren
Soll die Welt ruhig ausschlafen

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

abgeglitten ins
schwanken nur unendlichkeit
streift…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Offene Herzen
In Urkräfte der Welt schaun
Vulkane und…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

am tag zuvor als
neues grad gewachsen war
zwischen den…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Der zwölfte Monat
Ein übriggebliebener
Vollendet den…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Verschlossene Nacht
Im Wolkenbett die Freiheit

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

unbekümmert nur
steine beunruhigend in
ihrer…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Und wie so viele
Abschiede sind erlebt und
immer…

Senryu
von Volker Harmgardt
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In Erinnerung an Rolf Dieter Brinkmann (1940-1975)
"Bei…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Lesestoff im Herbst
Analog und digital
Welten im…

Senryu
von Monika Laakes
Bibliothek

Wie ich es liebe,
das Vibrieren im Augenblick.
Ein…

Senryu
von Marie Mehrfeld
Bibliothek

Karneval feiern.
Maske verdeckt dein Gesicht.
Du…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

im schatten des jetzt
überwintert manch hoffen
die…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Das Herz der Seele
übersteht schwarze Löcher
ewig der…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Wesentlich der Kern
Auf Umlaufbahnen kreisen

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Erfahrungsabgrund
Ungelenke Reflexion
Entflohen Bilder…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Durchfrosteter Flaum
Fetzen in laurauer Luft
mein…

Senryu
von Marie Mehrfeld
Bibliothek

Den Kopf hoch tragen
und den Mut nicht verlieren.

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Erstickende Lust
zuletzt Zugluft umstritten
im…

Senryu
von Sigrid Hartmann
Bibliothek

Verwundetes Herz
Die Knospe einer Rose
In Kälte und…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

dein haus abzüglich
türen ad hoc im fenster
verlorener…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Geschlossene Zeit
Zukunft verharrt ungeträumt
hinter…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Nie empfunden doch
ganz ohne Kompass das Ziel
das sich…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Die blaue Stunde
Schwebend zwischen den Zeiten
Ewiges…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Von vibrierendem
Fieber funkendes Wähnen
vermeintlich…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Gut gelaunt erwacht
Ein kleines Gespenst, verscheucht

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Worte aufheben
Wirken lassen in der Zeit
Macht.Sprache…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Ankommen im Sein
Öffnet dir alle Himmel

Senryu
von Yvonne Zoll
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nächtlich kreuzungen
äolisch zart erwartend
tiefhohe…

Senryu
von Monika Laakes
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Lebe Zuversicht,
hab viel Mut im Neuen Jahr.
Glück…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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in augen blicken
diskrete enthüllungen
frei von…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Ein Kleiderwechsel
Gemeinsinn steht uns allen
Aktuell.…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Kleinstadtidylle
Im Glanz der Jahreszeiten
Großes…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Tief in deinem Lied
sind die angenommenen
Töne wie…

Senryu
von Marie Mehrfeld
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Die Gürtellinie:
Besser oberhalb bleiben.
Es hebt das…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Entblätterungen
Wesentliches auflesen
Natur der…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

erinnerungen
zukunft von gestern im jetzt
entbundene…

Senryu
von Monika Laakes
Bibliothek

Oh Lyrikzauber,
lass die Seele erglühen
zu…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Am Adventhimmel
da sieh, sprach einst Grossmutter
die…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Was sich als Zwitschern
Zwischen zwei Gedanken zeigt

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Fortgeflogen frei
verjüngter Flügel Fülle
flutend…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Orakelsprüche
ehedem errettende
wie ausschließliche…

Senryu
von Monika Laakes
Bibliothek

Wie oft stirbst du noch,
Zauberin meiner Worte?
Trauer…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Fort von Vielleicht kaum
Im Bereich des Möglichen
Und…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Abgezogen im
Abend würzige Wolken
Blässe fließend…

Senryu
von Ella Sander
Bibliothek

In der Pfütze der
geerbten Identität
bleibt Blick…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Sommernachrichten
Ankommen und loslassen
Reisezeit zum…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Wie weit ins Gemüt
dringt das Lachen des Nordwinds

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Irritierende
Zwischengeräusche rangeln
Ruinös verstört…

Senryu
von Ella Sander
Bibliothek

Im unschuldigen
Blick der Kindheit Erleben:

Senryu
von Marie Mehrfeld
Bibliothek

Verschenktes Lächeln
fliegt gespiegelt zu dir zurück.

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Wortloses Sagen
Lehrt lautlos das Herzwissen
Sprache…

Senryu
von Monika Laakes
Bibliothek

Träume versinken
im grauen Himmelsgewand.
Wer zählt…

Senryu
von Monika Laakes
Bibliothek

Gedankenspiele,
wenn ich zu den Wolken schau.
Welten…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Heimat der Menschheit
Schwebend Blau im Zeiten Raum

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Im erspürenden
Verorten ausgefallen
andere Werte

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Lebensmelodie
Alltagsrausch und hohe Kunst
Klangreiche…

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Erklärung, Aufbau und Beispiele des traditionellen Senryu (Senryū)

Debon (1984, S. 411) nennt die Senryu „Siebzehnzeiler, die keine ‚haiku‘ sind“. Die Darstellungen über Entstehung und Entwicklung sind widersprüchlich. Ich folge den grundlegenden Ausführungen Blyths.
Formel dem Haiku gleich, dreizeilig mit 17 Silben in der bekannten Aufteilung 5 - 7 - 5, steht seine inhaltliche Prägung in der Tradition des Renga und zwar in der Mindless-Form, dem mushin-renga, ‚herzloses Kettengedicht‘, das den humorvollen, witzigen und an Wortspielen reichen Stil bevorzugte und sich im Volk großer Beliebtheit erfreute (Blyth 9. A. 1984, Vol. I, S. 42). Es wurde in der umgekehrten Silbenfolge 7 - 7 / 5 - 7 - 5 von zwei Autoren geschrieben. Dabei galt es, den dreizeiligen Vers in unerwarteter und überaschender Weise an den vierzehnsilbigen Vordervers anzuschließen. Diese Form des mushin-rengas hieß maekuzuke „Vordervers-Anschluß“ (Debon 1984, S. 410).

Als Beispiel für das maekuzuke ein Gedicht von Sōkan:

Kirtaku mo ari
kiritaku mo nashi

Nusubito wo
toraete mireba
waga ko nari

Erschlagen könnt ich ihn
aber dann doch wieder nicht.

Erwischt wurde der Dieb
und als ich näher hinsah,
war es mein eigener Sohn.

Debon (1984, S. 411)

Der zweite Traditionsstrang, der das Senryu prägte, ist das kyōka, das ‚komische Waka‘, ‚Trollgedicht‘, oder auch kyōku, das ‚Trollvers‘ oder ‚verrückter Vers‘ – ein satirisches Hokku (Blyth 1960, S. 13).

Sōkan wa
doko e to hito no
tōtareba
chito yōji ari
anoyo e to ie

Should Poeple ask
Where Sōkan has gone
Then answer,
"He has gone on some business
To the next world."

Blyth (1960, S. 13)

In den 300 Jahren nach Sōkan sind ständig humoristische Gedichte geschrieben worden, in den letzten 100 Jahren vornehmlich in der Hokku-Form; sie waren jedoch kaum bekannt und auch wenig geachtet. Das änderte sich erst durch Karai Hachiemon (1718-1790).

Karai Hachiemon war offiziell ernannter Sammler und genoss als solcher ein hohes Ansehen. Weniger seinem eigenen dichterischen Talent als vielmehr seiner ausgiebigen Tätigkeit als kritischer Beurteiler und Selektor verdankte er seine Popularität. Diesem Umstand und der Vorliebe Karai Hachiemons für das kyōku ist es zuzuschreiben, dass diese Gedichtart entdeckt wurde und Berühmtheit erlangte.

...
Hachiemon begann seine Sammeltätigkeit 1757; der erste Teil der Anthologie erschien 1765; bis zu seinem Tode 1790 umfasste sie 24 Bände. Der ausführliche Titel lautet: ‚Imosegawa Yanagidaru‘, vom ersten Wort das Ende und vom zweiten der Anfang ergeben die japanische Lesart für Senryu, gawa-yanagi, das übersetzt Flußweide heißt. Diese Wortkombination wählte Hachiemon zum Pseudonym. Erst nach seinem Tod wurde der name auf die gedichtform übertragen.

Sein Lebenswerk und der Umstand, dass das Haiku sich inzwischen zu einer hochgeistigen Gedichtform gewandelt hatte, machten das Senryu ungeheuer populär, denn es bot jedermann die Möglichkeit literarischer Betätigung, der außer der formalen Begrenztheit keine Einschränkungen auferlegt waren.

Das Senryu lebt von „Hyperbolen, Metaphern, Personifizierungen, Kalauern und Verballhornungen; es liebt die respektlose Verspottung, die Travestie und die Parodie“ (Debon 1984, S. 412), versprachlicht Ironie, Satire und Dummheit, menschliche Schwächen, alltägliches Einerlei und banale Nichtigkeit. Der Sprachstil ist umgangssprachlich geprägt, liberal, niemals moralisierend oder anklagend, dafür spöttisch, ja zuweilen zynisch und anzüglich (Blyth 1960, S. 7):

Nusumi yori
kuretaru hana wa
ori-nikushi

It is more difficult
To break off a branch he is given
Than to steal one.

Blyth (1960, S. 166)

Wenn man einen Blütenzweig stiehlt, so nimmt man soviel, wie man haben möchte, aber wenn man ihn geschenkt bekommt, fürchtet man, unbescheiden zu sein und zuviel abzubrechen.

Dorobō no
kaeri ni marui
tsuki wo home
Yasharō

On the way back
From stealing,
He praises the round moon.

Blyth (1960, S. 221)

Dieses ist ein Beispiel dafür, dass das Senryu sich jeder moralisierenden Äußerung enthält. Der satirische Unterton ist sehr zart. Der Dieb hat durch den erfolgreichen Diebstahl alle seine Materiellen Wünsche erfüllt. Nun, auf dem Heimweg, erwacht seine geistige Natur, und er betrachtet den Vollmond mit ruhigem und friedlichen Sinn.

[Auszüge aus "Das deutsche Kurzgedicht - in der Tradition japanischer Gedichtformen" ISBN 3 88996 144 4; Mit freundlicher Genehmigung von Margret Buerschaper]