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Mann, der entfernt an den alten Oberportier im Hotel Occidental, Feodor, erinnerte, diesen grausamen Mann, der Karl so zu quälen verstanden hatte, sogar noch nach seiner Entlassung durch den argen Oberkellner Isbary. Ein weiterer, mutmaßlich russischer Mensch drängte sich an den Karl heran und umhalste ihn, bot Wodka aus einer schmuddligen Glasflasche an. Dieser erinnerte ihn wiederum an den Rumänen Schubal, den Obermaschinisten der Hamburg-Amerika-Linie, der auch Karls Koffer auf dem Schiff gefunden hatte, für den er sich so stark verwenden hatte müssen. Karl R. musste sich des Mannes erwehren, um nicht auch noch von ihm abgeküsst zu werden. Fanny und Giacomo wehrten den Herrn sehr freundlich ab, man möge den Künstler doch jetzt bitte in Ruhe lassen, damit jener seiner inneren Erregung Herr werden könne, in Abgeschiedenheit und Stille. Dies leuchtete dem leicht trunkenen Manne ein. Die Künstlerseele ist dem leidenschaftlichen Russen eine heilige Angelegenheit. „Alles, was der junge Herr braucht... Alles, was er nur braucht...“ Sich mehrfach verbeugend, entfernte sich „Schubal“, nahm auch seinen Freund „Feodor“ mit. Karl atmete erleichtert auf. Noch viermal hörte er „Spasibo“.
Sie passierten auf ihrer Reise, von Missouri ausgehend, die Staaten Arkansas und Texas. In Fort Worth, Texas, gab es einen längeren Aufenthalt von fast 6 Stunden. Dann ging es auf, zur letzten Teilstrecke. Auf nach Oklahoma City. Die Reisenden waren es müde, die Landschaft zu betrachten. Nicht, dass diese jeden Reiz bereits verloren hätte. Nein, es war eher eine Abnutzungserscheinung angesichts all dieser Schönheit. Siehst du nur mehr Unfassbares, kannst du das „Ah“ und „Oh“ am Ende kaum noch glaubhaft vermitteln. Karl fasste sich wiederholt mit dem Daumen und dem Zeigefinger der rechten Hand an die Nasenwurzel. Weder die ausgelassenen Streiche seitens Giacomo, noch die Besuche der schönen Fanny, nichts konnte ihn so richtig erfrischen. Er sehnte sich so sehr nach der Ankunft. Endlich in Oklahoma City ankommen! Endlich die neue Stelle antreten. Endlich dort sein, wo der Himmel und ein Regenbogen sich vereinen, wo Milch und Honig fließen, wo die Bäume in den Himmel wachsen - das Natur-Theater von Oklahoma, das Gelobte Land! Auf geht´s.
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Teil II - Die Ankunft (Arrival)
Am 15. Juli 1890 gegründet, hatte sich Oklahoma City im viktorianischen Stil schnell zu einer größeren Stadt gemausert. Das Kapitol grüßte, imposant, aus der Ferne. Es waren überall hastende und eilig voran strebende Menschen zu sehen, eine Fähre auf dem nahen Oklahoma River hielt energisch aufs Ufer zu, die Stadt machte auf Karl einen dynamischen, beachtlich strebsamen Eindruck. Unweit der zoologischen Anlage befand sich der große Amtrak Bahnhof, in den die Passagiere nun langsam einfuhren. Der Personalchef forderte die Reisenden aus, sich in aller Ruhe aus dem Zug zu bewegen, auf dem Vorplatz zu sammeln, um sich dann, nach einer Zählung, in Marsch zu setzen, den Gaylord Boulevard entlang, direkt zum Natur-Theater OK. Die meisten hatten kaum, einige sogar keinerlei Gepäck. Karl trug nichts weiter als eine leichte Tasche bei sich. Eine Straßenbahn fuhr, erstaunlich schnell, an diesem Pulk vorbei, der sich langsam zu sortieren schien.
Die Zählung ergab keinerlei Unstimmigkeiten. Also setzte sich die Gruppe von gut 120 Personen in Bewegung, der Chef der 10. Werbetruppe immer vorneweg, mit einer gut sichtbaren roten Fahne, die ihn als die Autoritätsperson auswies. Das mit „Deep Deuce“ bezeichnete Gebiet, ein Distrikt in Downtown OK City, dies war das „Gelobte Land“. Hier erstreckte sich, in kaum vorstellbarem Rahmen, das gewaltige Natur-Theater, groß wie die Fläche des Petersdoms in Rom. Ein großes Schild am Eingang wies darauf hin, dass die Menschen sich jetzt am Zelia Breaux’s Aldridge Theater befanden. Der Personalchef ließ nochmals abzählen. Dann erhielten alle Anwesenden, in kleinen Gruppen, Einlass, und wurden sehr freundlich gleich dort, wo sich ein riesiger Saal erstreckte und in gut 4 Dutzend Türen mündete, begrüßt. Jeder mit Handschlag. Karl errötete, da ihm eine zarte, junge Frau sehr kräftig die Hand zu schütteln wusste, bis er diesen Handschlag, von seiner Seite her, beendete. Zu sehr erinnerte sie ihn an Klara, Macks Verlobter, die ihn in einem Kampf mit dem Jiu Jitsu- Kampfstil zu bändigen gewusst hatte. Noch heute war ihm diese Niederlage peinlich. Daher hatte er, nicht unfreundlich, aber doch relativ abrupt, den Handschlag beendet.
Der Fußmarsch hatte gute 45 Minuten gedauert. Jetzt waren alle Reisenden leicht bis mittelschwer erschöpft, verlangten nach Kaltgetränken, einer warmen Mahlzeit und, natürlich, nach dem Bett. Der Personalchef verschob alle Formalitäten auf den neuen Tag. Es würde ein Donnerstag sein. Am Montag hatten sie Clayton verlassen. Nun also begann die neue, die aufregend neue Zeitrechnung für Karl und alle hier, teils mit offenem Munde stehenden Neuankömmlinge. Karl Roßmann musste an Green, an Pollunder und an jenen Mack denken. Was sie wohl sagen würden, könnten sie ihn jetzt sehen? In diesem riesigen Theater? Das selbst für New Yorker Verhältnisse ganz exorbitant groß ausfiel. Und gab es nicht die unfassbarsten Wunder in diesem New York? Die höchsten Gebäude, die schnellsten Aufzüge, die Metro, Metropolitan Life Tower oder die Freiheitsstatue, den Central Park, Times Square, das Herzstück Manhattans, die Brooklyn Bridge oder die New York Public Library, und nicht zuletzt das Grand Central Terminal NY. Am Woolworth Building und am Bank of Manhattan Building wurde gerade gebaut (241 und 283 Meter hoch). Doch nichts kam dem hier gleich, in Oklahoma City. Dem Natur-Theater. Ein Mammut-Projekt.
Huschende Schatten im Hintergrund, da und dort eine kostümierte Gestalt. Bald war jedem klar, man befand sich nun in des Künstlers ureigener Seele, in der gewohnten Umgebung eines Schauspielers, eines Komödianten, eines Musikers, Kapellmeisters, eines Intendanten oder Inspizienten. Viele wagten auch nur zu flüstern, so Ehrfurcht gebietend schien dies Gemäuer. An den Wänden waren sie alle aufgereiht, die größten Mimen, die hier bereits ihre hohe Kunst feilgeboten hatten, ja, in diesem Theater. Karl fragte sich, warum es ein „Natur-Theater“ war? Weil es wohl das 8. Weltwunder darstellte? Ein Natur-Phänomen? Bald schon sollte ihm dieses Rätsel entschlüsselt werden. Er hatte ja bislang lediglich das Vestibül gesehen, ein Foyer gigantischen Ausmaßes. Wunderschön in die Wand eingelassene Karyatiden oder Kanephoren bildeten, jeweils eine andere Skulptur zeigend, die Portal-Verzierungen.
Alle mussten ein Papier unterschreiben, hernach wurden sie in die Zimmer geführt, die