Senryu ✓ Gedichte, Erklärung und Aufbau

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die schönsten Senryu
von Ingeborg Henrichs
von Ingeborg Henrichs
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Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

erinnerungen
zukunft von gestern im jetzt
entbundene…

Senryu
von Monika Laakes
Bibliothek

Oh Lyrikzauber,
lass die Seele erglühen
zu…

Senryu
von Marie Mehrfeld
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Wer und warum sind wir?
Woher kommen wir, wohin
werden…

Senryu
von Monika Laakes
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Geliebte Freiheit.
Du machst mir Glücksgefühle,
wenn…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Alltäglichkeiten
Spiegel des Unendlichen
Verdichten…

Senryu
von Yvonne Zoll
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Gemüt umfließend
Wortgelöst unverkostet
Witter…

Senryu
von Yvonne Zoll
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Abgespiegelte
Wunder ragende Wesen
Zur Frage gekürt…

Senryu
von Yvonne Zoll
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Aufwachen im Raum
aus Federsommern darin

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Worte verschwinden
Im Sog der Illusionen
Natur ist…

Senryu
von Yvonne Zoll
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Staubflocken atmend
Träge von Böen umflort
Abgetrennt…

Senryu
von Carl Heinz Kurz
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O, sieh doch, Liebste:
ich küsse deinen Schatten,
ob…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Vorbereitungen
Süss der Schmelz Vergänglichkeit
Stille…

Senryu
von Yvonne Zoll
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Lichtdurchflutetes
Zwinkern kürt allein Primzahl

Senryu
von Somos Eleen
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Der Himmel so blau
und im Wind steht ein Drachen.
Die…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Liebe geht leise
Schließt auf.Wärmt.Heilt und beschützt.…

Senryu
von Monika Laakes
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Spontan quälen mich
bedrückende Gedanken.
Chaos auf…

Senryu
von Yvonne Zoll
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Ja, lausche du stets
Nur Rausch mein Flüstern zur Welt…

Senryu
von Monika Laakes
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Gedanken führen
zur Freiheit oder Knechtschaft.
Bleib…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Sprache des Virus
unerhört.unverstanden
im Rausch der…

Senryu
von Yvonne Zoll
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Wahres Wirklichkeit
Zug phasenhaften Basements

Senryu
von Yvonne Zoll
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Manch‘ Mal Gemeinplatz
Unklar Attitüden gleich

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Ein altes Jahr reist
Verpackt in blassen Hüllen
Zurück…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Junges Gemüse
Trägt das alte Einkaufsnetz
Letzter Gang…

Senryu
von Monika Laakes
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Fremder Mensch im Park
lächelt im Vorübergeh'n.
Sein…

Senryu
von Yvonne Zoll
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ins unwahrscheinlich
gemeißelt weithin diffus
jener…

Senryu
von Monika Laakes
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Dein Lächeln macht schön.
So spiegel ich mich in dir.

Senryu
von Somos Eleen
Bibliothek

In der Reflexion
Des Lichtes im Menschen
Offenbarst Du…

Senryu
von Marie Mehrfeld
Bibliothek

Die klare Sicht auch
auf die Missstände der Welt.
Das…

Senryu
von Annelie Kelch
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Sonntag -
das hohe C
auf der Tonleiter der Woche ...…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Küchen Kabinett
wohlige Bedeutsamkeit
Familien Sinn…

Senryu
von Marie Mehrfeld
Bibliothek

Ihrer Flüchtigkeit zum Trotz
beschenkt sie deine Zukunft…

Senryu
von Monika Laakes
Bibliothek

Wonach schaue ich
mit geschlossenen Augen?
Such'…

Senryu
von Annelie Kelch
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Adam & Eva -
auch sie ...
hätten eine zweite…

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

fahl wirkt das sehnen
wähnend ragender wesen
zum…

Senryu
von Thomas Brod
Bibliothek

Nicht ungewöhnlich
im täglichen Hin und Her
wird man…

Senryu
von Tilly Boesche-Zacharow
Bibliothek

Du redest vom Glück,
vereint mit mir auf Erden
und…

Senryu
von Monika Laakes
Bibliothek

Herrschaft der Zahlen
macht aus Menschen Maschinen.

Senryu
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Und die Atemnot
wirkt so fahl im Vertrauen
auf den…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Zerbröselter Plan
Das Leben kam dazwischen
Zufällig…

Senryu
von Ingeborg Henrichs
Bibliothek

Vorbestimmt
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Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Hände halten einen Spatz
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Senryu
von Monika Laakes
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Senryu
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Frühlingsgefühle -
unruhig die Atemzüge
unter der…

Senryu
von Monika Laakes
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Oh du großer Held,
nimm dich nur nicht so wichtig.

Senryu
von Tilly Boesche-Zacharow
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Silberblauer Faden
zeichnet meine Gedanken
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Senryu
von Annelie Kelch
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Senryu
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vorübergehend
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Meine ganze Rhetorik
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Senryu
von Ingeborg Henrichs
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Senryu
von Monika Laakes
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Senryu
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Senryu
von Monika Laakes
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zugedeckt unter werbung
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Senryu
von Monika Laakes
Bibliothek

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machst gedankenfrei mein Hirn.

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Senryu
von Monika Laakes
Bibliothek

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Hoffnungslosigkeit
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Der Sopran
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Senryu
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auf einer Wellenlänge
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Senryu
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Mit Adam allein -
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Senryu
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Ein und aus, ewig
sollst du atmen, ein und aus.
Sollst…

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Erklärung, Aufbau und Beispiele des traditionellen Senryu (Senryū)

Debon (1984, S. 411) nennt die Senryu „Siebzehnzeiler, die keine ‚haiku‘ sind“. Die Darstellungen über Entstehung und Entwicklung sind widersprüchlich. Ich folge den grundlegenden Ausführungen Blyths.
Formel dem Haiku gleich, dreizeilig mit 17 Silben in der bekannten Aufteilung 5 - 7 - 5, steht seine inhaltliche Prägung in der Tradition des Renga und zwar in der Mindless-Form, dem mushin-renga, ‚herzloses Kettengedicht‘, das den humorvollen, witzigen und an Wortspielen reichen Stil bevorzugte und sich im Volk großer Beliebtheit erfreute (Blyth 9. A. 1984, Vol. I, S. 42). Es wurde in der umgekehrten Silbenfolge 7 - 7 / 5 - 7 - 5 von zwei Autoren geschrieben. Dabei galt es, den dreizeiligen Vers in unerwarteter und überaschender Weise an den vierzehnsilbigen Vordervers anzuschließen. Diese Form des mushin-rengas hieß maekuzuke „Vordervers-Anschluß“ (Debon 1984, S. 410).

Als Beispiel für das maekuzuke ein Gedicht von Sōkan:

Kirtaku mo ari
kiritaku mo nashi

Nusubito wo
toraete mireba
waga ko nari

Erschlagen könnt ich ihn
aber dann doch wieder nicht.

Erwischt wurde der Dieb
und als ich näher hinsah,
war es mein eigener Sohn.

Debon (1984, S. 411)

Der zweite Traditionsstrang, der das Senryu prägte, ist das kyōka, das ‚komische Waka‘, ‚Trollgedicht‘, oder auch kyōku, das ‚Trollvers‘ oder ‚verrückter Vers‘ – ein satirisches Hokku (Blyth 1960, S. 13).

Sōkan wa
doko e to hito no
tōtareba
chito yōji ari
anoyo e to ie

Should Poeple ask
Where Sōkan has gone
Then answer,
"He has gone on some business
To the next world."

Blyth (1960, S. 13)

In den 300 Jahren nach Sōkan sind ständig humoristische Gedichte geschrieben worden, in den letzten 100 Jahren vornehmlich in der Hokku-Form; sie waren jedoch kaum bekannt und auch wenig geachtet. Das änderte sich erst durch Karai Hachiemon (1718-1790).

Karai Hachiemon war offiziell ernannter Sammler und genoss als solcher ein hohes Ansehen. Weniger seinem eigenen dichterischen Talent als vielmehr seiner ausgiebigen Tätigkeit als kritischer Beurteiler und Selektor verdankte er seine Popularität. Diesem Umstand und der Vorliebe Karai Hachiemons für das kyōku ist es zuzuschreiben, dass diese Gedichtart entdeckt wurde und Berühmtheit erlangte.

...
Hachiemon begann seine Sammeltätigkeit 1757; der erste Teil der Anthologie erschien 1765; bis zu seinem Tode 1790 umfasste sie 24 Bände. Der ausführliche Titel lautet: ‚Imosegawa Yanagidaru‘, vom ersten Wort das Ende und vom zweiten der Anfang ergeben die japanische Lesart für Senryu, gawa-yanagi, das übersetzt Flußweide heißt. Diese Wortkombination wählte Hachiemon zum Pseudonym. Erst nach seinem Tod wurde der name auf die gedichtform übertragen.

Sein Lebenswerk und der Umstand, dass das Haiku sich inzwischen zu einer hochgeistigen Gedichtform gewandelt hatte, machten das Senryu ungeheuer populär, denn es bot jedermann die Möglichkeit literarischer Betätigung, der außer der formalen Begrenztheit keine Einschränkungen auferlegt waren.

Das Senryu lebt von „Hyperbolen, Metaphern, Personifizierungen, Kalauern und Verballhornungen; es liebt die respektlose Verspottung, die Travestie und die Parodie“ (Debon 1984, S. 412), versprachlicht Ironie, Satire und Dummheit, menschliche Schwächen, alltägliches Einerlei und banale Nichtigkeit. Der Sprachstil ist umgangssprachlich geprägt, liberal, niemals moralisierend oder anklagend, dafür spöttisch, ja zuweilen zynisch und anzüglich (Blyth 1960, S. 7):

Nusumi yori
kuretaru hana wa
ori-nikushi

It is more difficult
To break off a branch he is given
Than to steal one.

Blyth (1960, S. 166)

Wenn man einen Blütenzweig stiehlt, so nimmt man soviel, wie man haben möchte, aber wenn man ihn geschenkt bekommt, fürchtet man, unbescheiden zu sein und zuviel abzubrechen.

Dorobō no
kaeri ni marui
tsuki wo home
Yasharō

On the way back
From stealing,
He praises the round moon.

Blyth (1960, S. 221)

Dieses ist ein Beispiel dafür, dass das Senryu sich jeder moralisierenden Äußerung enthält. Der satirische Unterton ist sehr zart. Der Dieb hat durch den erfolgreichen Diebstahl alle seine Materiellen Wünsche erfüllt. Nun, auf dem Heimweg, erwacht seine geistige Natur, und er betrachtet den Vollmond mit ruhigem und friedlichen Sinn.

[Auszüge aus "Das deutsche Kurzgedicht - in der Tradition japanischer Gedichtformen" ISBN 3 88996 144 4; Mit freundlicher Genehmigung von Margret Buerschaper]